Kinderrechte in der Tasche

Club Robo Matik ist eine Arbeitsrichtung der Non-Profit-Organisation «Next Stop Future». Ziel ist es, die Bildungsanstrengungen der Volksschule zu unterstützen und Kindern aktiv beim Grosswerden zu helfen. Darum bietet Club Robo Matik Kinderkurse in eigenen Räumen und Projektwochen und Lernateliers in den Schulen an.

UN-Kinderrechte über einen digitalen Kanal kennenlernen

Kinder sollen ihre Rechte kennen, so der Auftrag der UN-Kinderrechtskonvention. Um kindgerecht, interaktiv und dem Medienverhalten von Kindern entsprechend zu informieren, haben die OST – Ostschweizer Fachhochschule, die PH Luzern sowie UNICEF Schweiz und Liechtenstein das Projekt Kinderrechte-App initiiert. Ein umfassendes Partnernetzwerk – von der Ombudsstelle Kinderrechte Schweiz zu Pro Juventute oder Terre des Hommes Suisse – unterstützt das Projekt, stellt App-Inhalte bereit und wird die App nutzen und verbreiten.

Fachpersonen aus den Bereichen Soziale Arbeit, Informatik, Design, Medienpädagogik und Menschenrechte haben sich zusammengeschlossen und schnell entschieden, dass es neben der für Forschungsprojekte üblichen Perspektive der erwachsenen Fachpersonen auch die Sicht der Kinder benötigt. Daraus entstand ein gross angelegtes Forschungsprojekt, an dem sich mehr als 100 Kinder in verschiedenen Settings beteiligen. Die Sicht von rund 80 Kindern und Jugendlichen, die in schweizweiten Workshops die Inhalte und die Gestaltung der App konkretisiert haben, legte dabei im Herbst 2021 den Grundstein. Ab Februar 2022 ergänzt ein Kinderbeirat bestehend aus 6 engagierten Kindern das Projekt bis zur Veröffentlichung der App. Seit Herbst 2022 sind rund 30 Kinder an Testings von App-Prototypen beteiligt und tragen zu deren ständigen Verbesserung und Weiterentwicklung bei.

Kinder reden und entscheiden bei der App-Entwicklung mit

Die zentrale Idee der Initianten war, dass die App partizipativ mit der Zielgruppe der künftigen Nutzenden, den 6- bis 12-Jährigen, gestaltet wird. Ein Kinderbeirat sollte die Perspektive der Kinder während des gesamten Projekts vertreten. Partizipative Arbeit bedeutet aber auch, dass die Rahmenbedingungen, unter welchen die Kinder mitbestimmen, geklärt sind. Je nach Thema wird der Kinderbeirat konsultiert, um Meinungen abzuholen oder Themen, welche ihn umtreiben, einzubringen. Zentral dabei ist, dass den Kindern auch ein Mass an Entscheidungskompetenzen zugesprochen wird. Der Kinderbeirat wählte beispielsweise den Illustrationsstil von Figuren sowie die in der App abgebildeten Themen aus.

Dabei galt es, eine Gruppe von Kindern zu finden, die während der gesamten Projektzeit mitarbeiten würden und die idealerweise aus verschiedenen Altersgruppen, verschiedenen Regionen und verschiedenen Lebenswelten kommen. Gemeinsam ist den sechs teilnehmenden Kindern eine hohe Motivation, am Projekt mitzuarbeiten. Die Motive sind dabei unterschiedlich: Manche interessiert vor allem das Thema der Kinderrechte, andere interessieren sich mehr für die Mitwirkung bei der Entwicklung einer App.

Kinder beziehen Position und handeln eine Entscheidung aus

Der Kinderbeirat trifft sich vier Mal pro Jahr mit zwei Fachpersonen der OST. Die Gruppe wird dabei über den Projektstand informiert und verschiedenste Themen des Gesamtprojekts werden diskutiert, ausgehandelt und besprochen. Stets wichtig dabei ist eine didaktisch abwechslungsreiche und altersentsprechende Umsetzung sowie genügend Zeit für Diskussionen und Aushandlungen. An einem Termin beispielsweise stellte jedes Kind mit Knetmasse dar, welche Kinderrechtsthemen so wichtig sind, dass sie nach seiner Meinung in der App abgebildet werden müssen. Die Fachpersonen tragen diese Inputs dann zurück ins Projektteam, wo diese in ein fachlichdidaktisches Konzept und eine graphische Umsetzung übersetzt werden. Die Resultate dieses Prozesses werden anschliessend wieder den Kindern präsentiert und ihre Meinung zur Umsetzung abgeholt.

Beim Design lag die Entscheidungskompetenz klar beim Kinderbeirat. Die Fachpersonen stellten verschiedene Stile vor und wollten wissen, mit welchem fortgefahren werden sollte. Nachdem keiner der Vorschläge so richtig Anklang beim Kinderbeirat fand, ging es darum herauszufinden, welche Elemente gefallen und welche nicht – und schliesslich eine gemeinsame Position zu finden. Jedes Mitglied des Kinderbeirats erläuterte seine Vorstellung und dann wurde verhandelt. Das Kindergremium hat sich schliesslich darauf geeinigt, dass die App in einem comichaften Stil illustriert werden soll und diesen präzise definiert. Ein klarer Auftrag an die Fachpersonen, der entlang des Feedbacks der Kinder nun umgesetzt wird.

Kinderbeiräte für weitere Forschungsprojekte geplant

Die Idee, ein Kindergremium bei Forschungsprojekten mitarbeiten und mitentscheiden zu lassen, hat sich bis heute bewährt. Das Departement Soziale Arbeit der OST plant deshalb, bei weiteren ausgewählten Forschungsprojekten Kinderbeiräte einzubeziehen.