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Schule und Technologie – seit 30 Jahren

1992 war Urs Ingold Mitarbeiter des Projekts Schulinformatik der Bildungsdirektion des Kantons Zürich. Heute ist er Mitarbeiter im Bereich Digital Learning der Pädagogischen Hochschule Zürich. Wir haben uns mit ihm über 30 Jahre Schule und Informatik unterhalten.

Urs Ingold, 1992 ging es erst langsam los mit Informatik im Bildungsumfeld. Was geht Ihnen durch den Kopf, wenn Sie an damals und heute denken?

Die Technik hat sich seither unheimlich verändert, das Konzept der in den Unterricht integrierten Informatik gab es damals schon und ist – in meinen Augen – immer noch richtig. 1992 haben wir noch diskutiert, ob Informatik in der Volksschule Sinn macht. Die Bildungsdirektion des Kantons Zürich beantwortete diese Frage damals mit Ja. So entstand das Projekt Schulinformatik. Wir plädierten dafür, dass die Geräte ins Klassenzimmer gehören und haben pädagogisch-didaktische Unterrichtskonzepte sowie konkrete Unterrichtsmaterialien entwickelt. Der Lehrplan 21, mit der Forderung nach einem persönlichen Gerät für alle Lernenden, hat die damaligen Überlegungen bestätigt. Und er hat zusätzlich ein Zeitbudget für das Fach Informatik verankert.

Aber das Potenzial der Technik wird nicht ausgeschöpft?

Ich bin der Meinung, dass wir die Möglichkeiten der Technologie besser nutzen könnten. Nehmen Sie beispielsweise Lern-Apps. Viele bieten immer noch die gleichen Multiple-Choice-Trainings an. Die früheren Arbeitsblätter wurden teilweise unverändert auf den Computer übertragen. Da wäre mehr möglich. Mit Learning Analytics könnte man automatisiert feststellen, wo genau ein Lernender steht und ihm individuell passende neue Übungen zuspielen. Nur schneller oder langsamer auf ein für alle Lernenden gleiches nächstes Level gehoben zu werden, hat wenig mit Individualisierung zu tun. Natürlich bleibt die Diagnostik Aufgabe der Lehrperson, weil sie das viel besser kann als eine Maschine. Was der Computer aber kann, ist die schnelle Datenauswertung und die schnelle Zusammenstellung von Lernaufgaben gemäss vorgegebenen Parametern.

Sie wünschen sich zudem realistischere Übungsanlagen?

Es wäre beispielsweise möglich, eine Hotel-Rezeption abzubilden. Schülerinnen und Schüler buchen ein Zimmer und checken dann ein. Sie beantworten in der Fremdsprache Fragen, reagieren auf Fragen der Rezeptionisten, betreiben Konversation. Spracherkennung und Bot-Technologie machen hier individuelle und immer realistischere Szenarien möglich.

Es ist nicht einfach, Aufgaben zu stellen, die eine Herausforderung sind – und keine Google-Abfrageübung.

Nehmen Sie als Beispiel den klassischen Vortrag. Früher mussten wir in die Bibliothek, haben recherchiert, Informationen zusammengetragen und ausgewertet. Mit Wikipedia und copy/paste verliert das Ganze an pädagogischem Sinn. Deshalb müssen Übungen anders gedacht werden. Man kann beispielsweise Quellen und ihre Textarten vergleichen, herausfinden, welche glaubwürdig sind – und weshalb.

Das Programmieren hat einen Platz im Lehrplan 21, Sie begrüssen das.

Aus dem oben genannten Grund. Wir müssen den Schülerinnen und Schülern Aufgaben stellen, die herausfordern. Grundkenntnisse im Programmieren helfen, die Mechanismen der Technologie zu durchschauen. Man merkt, das Programm macht genau das, was ich befehle. Programmieren im Unterricht ist eine intellektuelle Turnübung – was durchaus gut tut.

Informatik 1992 und 2022, die Welt unserer Kinder ist komplett anders geworden.

Schon mit elf, zwölf Jahren hat praktisch jedes Kind ein Smartphone. Da entwickelt sich eine Dynamik, die uns Erwachsenen oft verborgen bleibt. Es ist schwierig, in so jungen Jahren dem Druck standzuhalten, den die sozialen Medien erzeugen. Kinder und Jugendliche suchen Leitfiguren und sind leicht beeinflussbar. Eltern und Lehrpersonen haben also eine grosse Verantwortung. Wir müssen sie unterstützen, damit sie sich zurechtfinden in der digitalen und damit verbunden in der analogen Welt.

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